Der Kampf gegen die überflüssigen Pfunde

MQW-Gesundheitstag in Heide zum Thema „gesunde Ernährung“

Heide – Etwa 20 Prozent aller erwachsenen Deutschen sind fettleibig (adipös). 66 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen gelten zumindest als übergewichtig. Gleichzeitig leiden viele Menschen unter einem Mangel an Folsäure und Vitamin D. „Trotz Aufklärung und aller guten Vorsätze und trotz eines riesigen Angebots ist die Ernährung der Deutschen nicht optimal“, lautete das Urteil von Ernährungsmedizinerin Dr. Ute Dettmer vom Vitalcentrum Heide beim jüngsten Gesundheitstag des Medizinischen Qualitätsnetzes Westküste (MQW). Unter dem Motto „Gesund essen – gesund leben – gesund werden!“ hatte das Dithmarscher Ärztenetz zu einem Vortragsabend ins „Tivoli“ nach Heide eingeladen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Beate Tschirner und Burkhard Sawade aus Meldorf.

Zum Auftakt befasste sich Florian Bergerhoff, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in Meldorf, mit den Gewichtsproblemen bei Kindern und Jugendlichen. Demnach steigt das Risiko eines Kindes, unter Adipositas zu leiden, wenn auch nur ein Elternteil übergewichtig ist. Die Folgen für das Kind sind nicht nur körperliche Beschwerden von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis zur Fettleber, sondern beeinträchtigt auch stark die Psyche. Essstörungen, Angststörungen und Depressionen sind die Folge. „Und wer im Kindesalter zu dick ist, bleibt oft auch als Erwachsener adipös“, berichtet der Facharzt.

Die Therapie ist schwierig, weil dabei die ganze Familie einbezogen werden muss. „Die Eltern müssen die Lifstyle-Faktoren so ändern, dass sie selbst als Vorbilder dienen und die Kinder vernünftig ernährt werden. Das betrifft die Bereiche Ernährung, Bewegungsverhalten und Medienkonsum“, erläuterte Florian Bergerhoff. Grundsätzlich hängen soziales Umfeld, und Bildungsniveau eng zusammen: Je niedriger der Bildungsstand der Eltern ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind übergewichtig ist.

Für den Arzt oder Therapeuten sei es daher wichtig, die Menschen wertschätzend dort abzuholen, wo sie erreicht werden könnten. „Wir müssen realistische Therapieziele mit kleinen Schritten anstreben“, meinte der Kinderarzt und plädierte zudem für eine einfache Farbkodierung von Lebensmitteln, wie es sie bereits in Frankreich und Schweden gebe: „Rot ist schlecht, grün ist gut.“

Im Anschluss daran sprach Dr. Ute Dettmer über gesunde Ernährung bei Erwachsenen. Dazu gibt es einfache Regeln: Mindestens zwei Liter Wasser oder nicht-koffeinhaltige beziehungsweise nicht-aromatisierte Tees am Tag trinken; dazu zwei Hände voll Obst und drei Hände voll Gemüse essen. Zudem empfiehlt sie den Umstieg auf Vollkorn-Produkte, auch bei Nudeln, und einen Fleischkonsum von maximal 600 Gramm pro Woche. Außerdem plädiert Dr. Dettmer für geregelte Mahlzeiten am Tag, beginnend mit einem gesunden Frühstück möglichst nach dem Aufstehen.

„In der modernen Gesellschaft haben wir zunehmend das Problem, dass viele Menschen keine Zeit zum Kochen haben oder gar nicht kochen können. Dann wird so nebenbei gegessen – und das sehr häufig“, erklärte die Ernährungsmedizinerin. Und es gebe viele Gründe zum Essen: ein Schokoriegel gegen Stress, ein Eis zur Belohnung, ein Bier zur Entspannung oder ein Stück Torte, weil die Gastgeberin sonst beleidigt ist. Dabei ließen sich viele Zivilisationskrankheiten durch die richtige Ernährung vermeiden oder deren Risiko minimieren. „Gesund essen, heißt nicht, sich alles zu verbieten. Wir müssen aber wieder lernen, das Essen bewusst zu genießen“, so ihr Fazit.

Der Gesundheitstag ging zu Ende mit einem Dank an die Sponsoren. Außerdem wies Burkhard Sawade darauf hin, dass der symbolische Eintrittspreis in Höhe von je einem Euro an die Tafeln der hoelp gGmbH gespendet würden.

Zusatzinfo: Body-Mass-Index
Der Body-Mass-Index (BMI berechnet) sich aus dem Körpergewicht [kg] dividiert durch das Quadrat der Körpergröße [m2]. Die Formel lautet: BMI = Körpergewicht : (Körpergröße in m)2. Ein 1,80 m großer Mensch mit einem Gewicht von 77 Kilogramm kommt so auf einen BMI von 23.8. Als Normalgewichtig gelten Erwachsene mit einem BMI von 18,5 bis 24,9. Ab BMI 25 gelten Personen als übergewichtig, ab BMI 30 als fettleibig beziehungsweise adipös. Entsprechende Rechner gibt es als App für das Handy oder im Internet.

mqw gesundheitstag 2018

Freuten sich über den gelungenen Gesundheitstag und das Interesse des Publikums am Thema „Gesunde Ernährung“ (v. li.): Florian Bergerhoff, Dr. Ute Dettmer, Burkhard Sawade und Dr. Beate Tschirner. (Foto: Kienitz/MQW)