Von Antriebsstörungen und Handy-Nacken

gesundheitstag2014Heide, 14.04.2014 - Das Interesse an medizinischen Themen in Dithmarschen ist nach wie vor groß. Und so konnte sich das Medizinische Qualitätsnetz Westküste auf ihrem ersten Gesundheitstag im Heider "Tivoli" nicht über einen Mangel an Zuspruch beklagen. Mehr als 80 Dithmarscher verfolgten die vier Vorträge und nahmen engagiert an den Diskussionen teil. "Wir freuen uns, dass so viele Teilnehmer zur unserer Veranstaltung kommen. Damit zeigt sich auch, dass wir die Themen Depression und Rückenleiden richtig gewählt haben", sagte Burkhard Sawade, Hausärztlicher Vorstandssprecher des Ärztenetzes, der gemeinsam mit der Meldorfer Allgemeinmedizinerin Dr. Beate Tschirner den Abend moderierte.

In den beiden ersten Vorträgen behandelten Sabine Studt, niedergelassene Fachärztin in Brunsbüttel, und Dr. Andreas Haase, Leitendender Oberarzt am Westküstenklinikum Heide, das Thema Depression. Dabei wurde deutlich, dass es sich um eine Volkskrankheit mit vielschichtigen Ursachen handelt, von der bundesweit etwa vier Millionen Menschen betroffen sind. Rechnerisch gibt es demnach in Dithmarschen 5500 Betroffene, die munter gedrückter Stimmung, zuweilen Aggressionen, Antriebsstörungen, Erschöpfungszuständen und Freudlosigkeit leiden. Zusätzliche Symptome können Schlafstörungen, Schuldgefühle, Libidoverlust und vieles mehr sein.

Dabei gilt die Depression als gut behandelbar. Nach einer intensiven Diagnostik, zu der vor allem das Gespräch mit dem Patienten gehört, werden häufig Antidepressiva verordnet, die jedoch nur in Kombination mit einer begleitenden Psychotherapie sinnvoll ist. Ergänzende Maßnahmen können zum Beispiel Bewegung. Lichttherapie, Sport und zuweilen auch homöopathische Mittel sein. Für eine Behandlung beziehungsweise Beratung kommen nach den Hausärzten in Dithmarschen sechs niedergelassene Psychiater, die jedoch auch Neurologen sind, zehn ambulant tätige Psychotherapeuten sowie die Tageskliniken, Stationen und Institutsambulanzen der Westküstenkliniken sowie die Brücke Dithmarschen in Frage. Bei allen Maßnahmen gilt jedoch in erster Linie: Der Patient muss selbst zum Gelingen der Therapie beitragen.

Obwohl der zweite Teil des Gesundheitstages nach einem thematischen Bruch klang, wurde deutlich, dass Rückenleiden durchaus auch eine psychische Komponente haben können. Stress und Mobbing können auch die körperlichen Symptome verschlimmern. Der niedergelassene Meldorfer Orthopäde Dr. Mark Jürgen Ketelsen und Dr. Urs Nissen, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie in Heide, zeigten anhand von Beispielen auf, welche Erkrankungen zu den Rückenleiden führen können. Das Spektrum reicht dabei vom Facettensyndrom, das von einer Reizung der Wirbelgelenke herrührt, über die Spinalkanalstenose, einer Verengung des Wirbelkanals, bis zum bekannten Bandscheibenvorfall. Neuerdings gibt es im Übrigen auch den "Handy-Nacken". Durch das ewige "auf-das-Handy-Starren" kommt es zu Fehlhaltungen und dadurch zu Beschwerden.

Nach einer umfassenden Diagnostik auch hier stet das Patientengespräch im Mittelpunkt - ähneln die Behandlungspfade einander. Im ersten Schritt wird versucht, durch die Gabe von Medikamenten eine Besserung zu erreichen. Helfen Tabletten nicht, gibt es Medikamente in Form einer Infiltration, also zumeist Spritzen. Hinzu kommen oft Physiotherapie und weitere begleitende Optionen. Erst ganz zum Schluss, wenn nichts anderes hilft oder die Schmerzen zu groß werden, steht die Operation. Das ist jedoch sehr individuell zu bestimmen, da es selbst bei so genannten Verschleißerkrankungen unter medikamentöser Behandlung zu spontanen Verbesserungen des Gesundheitszustandes kommt. Eine Operation ist jedoch dann unstrittig und nötig, wenn es zum Beispiel zu Blasenstörungen oder Lähmungserscheinungen kommt.